Alicenbrücke zeigt Glaubwürdigkeit zur Verkehrswende
200 Teilnehmende, Mainzer Radfahrforum (MRF) und MainzZero fordern Flächengerechtigkeit zugunsten von Rad- und Fuß-Verkehr
Prüfstein für die Stadt Mainz, ob Reduzierung des Autoverkehrs Teil einer konsequenten Klimaschutz-Strategie ist
Mainz, 16. Juni 2023. „An der Alicenbrücke zeigt sich die Glaubwürdigkeit der Stadt zur Verkehrswende,“ so Armin Schulz, Verkehrsexperte des Mainzer Radfahrforums (MRF) und MainzZero, bei der Fahrraddemo am 15. Juni. Nicht erst seit einer von den Organisatoren durchgeführte Verkehrszählung hat sich ergeben, dass auf dieser stark frequentierten Verkehrsachse ein klares Ungleichgewicht zugunsten des motorisierten Verkehrs existiert. Mehr als 1.000 nicht motorisierte zu Fuß, per Rad oder Roller mussten sich in den zwei Stunden der Zählung am 11. Mai (16 bis 18 Uhr) den 3,90 m breiten Rad- und Fußweg teilen. Dagegen hatten im gleichen Zeitraum 860 Kfz zwei 3,40 bzw. 3,25 m breite Fahrspuren zur Verfügung. „Ein Ungleichgewicht, das wir so nicht mehr hinnehmen können und werden,“ betont Carola Kühne vom MRF. „Hier muss es schnell zu einer Umverteilung der Flächen kommen – vor allem auch mit Blick auf weiter steigende Zahlen von Radfahrenden,“ ergänzt Armin Schulz. Das geschätzte Potential liege bei bis zu 10.000 Radfahrenden, vor allem auch Studierende an der Mainzer Uni. Schulz: „Deshalb fordern wir die sofortige Umwandlung der nördlichen Kfz-Spur in eine gesicherte Radspur! Die Umnutzung einer der beiden Kfz-Abbiegespuren würde nicht einmal zu Fahrzeugverlusten für den fließenden Auto-Verkehr führen, da die verbleibende Spur dieses geringe Aufkommen ohne Weiteres aufnehmen kann.“
Verkehrswende setzt Umdenken voraus
Die Verkehrs- und Mobilitätswende setze ein grundlegendes Umdenken voraus, davon sind die Organisatoren überzeugt. Dem autozentrierten Planungsdenken, wie es noch in den 1960er- und 1970er-Jahren Standard war, muss nunmehr das ganzheitliche Planen des urbanen Raumes folgen. Der Mensch, für den die Städte seit Jahrzehnten gebaut wurden, muss wieder im Zentrum des Planen und Handelns stehen. Dies betonten auch die rund 200 Teilnehmenden und forderten bei den vier kleinen Rad-Rundtouren in Sprechchören mehr Platz für Menschen und Radfahrende.
Der Rad- und Fußverkehr in Mainz hat seit Jahren einen zu geringen Stellenwert, wenn das tatsächliche Verkehrsaufkommen, betonen die Organisatoren, insbesondere wenn die Ergebnisse der Verkehrszählung betrachtet werden. Doch auf diese bekannten Fakten hatten sowohl das Mainzer Radfahrforum (MRF) mit dem Projekt ‚Mapathon Mainz‘ bereits 2021 als auch die Bürgerinitiative MainzZero in ihrem Mobilitätskonzept ‚Verkehrswende jetzt!‘ 2022 hingewiesen. Doch vermissen nicht nur die Organisatoren die Einleitung von konkreten Planungsschritten für die vorgeschlagenen Projekte, geschweige denn das Umsetzen entsprechender Maßnahmen.
Forderung: Kein Zögern mehr beim Ausbau zentraler Radachsen
Insbesondere bei den zentralen Achsen der Stadt wie die Verbindungen zur Universität, der Veloroute Rhein (Euroroute 15) am Rheinufer und von Hechtsheim über den Grüngürtel direkt zum Hauptbahnhof darf es kein Zögern mehr geben. Parallel zur Vergabe der Leistungen für die Planung des Radwegenetzes sollten für diese Achsen die Schritte ‚Machbarkeitsstudien und Projektplanung‘ eingeleitet werden, weil diese an die Ausbau-Standards von Radschnellwegen oder Radvorrangrouten angepasst werden müssen. „Nur so ist ein durchdachtes, zukunftsfähiges Radwegenetz für Mainz zu planen und zu realisieren,“ betont Armin Schulz.
Wie im Fall der Alicenbrücke vorgeschlagen, können bereits während der Planungs- und Genehmigungsphase des Gesamtprojekts vorhandene Kfz-Spuren in dann gut sichtbare, rot markierte und somit für die Radfahrenden geschützte Radspuren umgenutzt werden. So kann die Schwellenangst insbesondere für weniger geübte Radfahrer:innen gesenkt werden, das Rad im Alltag zu nutzen. Jetzt müsse die Stadt die Chance nutzen, auch im Hinblick auf den Klimaschutz mit kleinen, schnell umsetzbaren Schritten die Verkehrs- und Mobilitätswende in Mainz einzuläuten, so die Organisatoren der Demonstration. Getreu dem Demo-Motto „Wenn nicht jetzt, wann dann?“. Handeln ist für die Mobilitätswende, aber auch für den Klimaschutz zwingend erforderlich. Die Organisatoren stehen bereit, die Stadt bei ihren Bemühungen zu unterstützen.
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